Thomas-Haus Berlin
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Anthroposophische Heilpädagogik

Anthroposophische Heilpädagogik beruht auf der Überzeugung, dass Kinder als Individualitäten zur Welt kommen und von einem Ich bestimmt werden, welches ihnen ihren geistigen Wesens- und Persönlichkeitskern gibt. Dieses Ich, das in einer geistigen Vorgeburtlichkeit veranlagt ist, durchdringt den werdenden physischen Keim mit Leben. Es prägt ihm Bildekräfte ein, die ihm Form und Struktur geben, sein Wachstum organisieren, sein Gehirn und die inneren Organe und ihre Funktionen schaffen und ihm die mitgebrachten seelischen Veranlagungen einprägt. Es durchdringt den werdenden Menschen mit den Schicksalsimpulsen, die ihn auf die Erde geleiteten und schafft somit die Grundlagen für die Entwicklung seiner späteren freien individuellen Persönlichkeit.

Dieses Ich kann in seiner persönlichkeitsbildenden Kraft und Aufgabe beeinträchtigt sein, durch anlagebedingte oder vererbte Krankheiten oder durch Leiden, die den physischen Leib im Mutterleib oder während der frühkindlichen Entwicklung treffen. Es kann ferner nachhaltig beeinträchtigt sein durch soziale oder umweltbedingte Einwirkungen, die während der frühen Kindheit die kindliche Seele beeinträchtigen.

Stein und Instrumente

Die anthroposophische Heilpädagogik sieht ihre Aufgabe darin, diesem Ich, welches durch derartige physische und seelische Störungen mit seinen Kräften zu erlahmen oder zu erstarren droht, zu helfen, derartige Hemmungen und Hindernisse anzugehen.

Hierfür dient die Überzeugung, dass Auffälligkeiten und Behinderungen in der Regel nicht die geistige Substantialität des Ichs treffen, sondern in seinen seelischen und physischen Hüllen anzutreffen sind. Ferner geht die anthroposophische Heilpädagogik davon aus, dass auch bei einem sehr schwer in seiner Entwicklung beeinträchtigten Kind weite Anteile de Ich/Seele-Wesens ungestört und gesund sind. Auch diese Anteile im Rahmen einer heilpädagogischen Diagnose zu suchen, aufzufinden und zu fördern, und nicht nur, was als Störung oder Behinderung erscheint, regt die in jedem Kind vorhandenen Selbstheilungskräfte entscheidend an und liegt der anthroposophischen Heilpädagogik wesentlich zu Grunde.

Anthroposophische Pädagogik und Heilpädagogik sehen den Menschen als vierfach gegliedert an, in: Ich, Seele, Lebensleib und physischen Leib. Diese vier Wesensglieder erfahren, wenn in ihnen Auffälligkeiten festgestellt werden, jeweils gesondert notwendige heilpädagogische und therapeutische Förderung. Da die individualisierenden und die Entwicklung tragenden geistigen Kräfte des Ichs und die Regsamkeiten des belebten Leibes in der alles umfassenden Seele ganzheitlich wirksam sind, bezeichnet sich die anthroposophische Heilpädagogik auch als Seelenpflege und die von ihr betreuten Menschen als seelenpflegebedürftig.